Präsidialregime
Präsidialregime Durch das schon von Humboldt und Schleiermacher vorgedachte Ideal der Unabhängigkeit der Universitäten vom Staat (Freiheit von Lehre und Forschung, Staatsferne) erreichen Universitätslehrer ein hohes Maß an Herrschaftsfreiheit nach oben. Die Freiheit von Forschung und Lehre wurde insbesondere nach dem 2. Weltkrieg auch im Grundgesetz festgeschrieben, wodurch Professoren nur noch schwer durch die Obrigkeit (von außen) zu maßregeln sind.
Um auch von weiteren, meist demokratisch begründeten Herrschaftsverschränkungen und -kontrollen nach innen (siehe Gruppenuniversität) unabhängig zu werden, streben viele Hochschulrektoren und Universitätspräsidenten nicht nur eine Rückkehr zur alten Ordinarienuniversität an, sondern fordern eine beinahe anarchische Heteronomie (Autonomie nach innen und außen) an, welche denen Manufakturen, frühkapitalistischer Unternehmen oder Gutshöfen ähnelt.
Begründet wird dieses Streben mit angeblicher Exzellenz, welche allerdings häufig nur von anderen seilschaftsgeschützen und -gestützten Teilnehmern beim Aufstieg zum Machtgipfel attestiert wird. Das Korrektiv des Marktes fehlt in diesen beamteten Strukturen völlig, obwohl es von beamteten BWL-Wissenschaftlern häufig menetekelt und für nichtverbeamtete Teilstrukturen eingefordert wird.
Erkennbar wird mangelnde Exzellenz fast immer an Wortverfremdungen, welche (Beispiel Clusters of Excellence) technische Begriffe aus anderen Kontexten gedankenlos in neue Kontexte (Wissenschaften) implantieren und so eine Scheinwissenschaftlichkeit herstellen. Zahl- und umfangreiche Beispiele solcher Wortverfremdungen liefert das Buch Eleganter Unsinn von Sokal und anderen.