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Studienabbrecher

Studienabbruch an der Fakultät IV

Allgemeines

Laut HIS Studie zu den Ursachen des Studienabbruchs gibt es drei wesentliche Punkte die zum Studienabbruch führen. Viele Studenten erkennen im Laufe ihres Studiums, dass sie eher für eine Berufsausbildung geeignet sind und brechen ihr Studium ab, um mit dieser zu beginnen oder sie arbeiten ohne Abschluss mit ihren auf der Hochschule erlernten Fähigkeiten.

Die zweite wichtige Gruppe muss das Studium aus finanziellen Gründen abbrechen, da ihnen nicht genug Zeit zum Studieren bleibt, solange sie nebenbei ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Diese Gruppe an Studierenden hat in den letzten zehn Jahren zugenommen.

Die dritte Gruppe, welche für die Fakultät IV (Elektrotechnik, Informatik, Technische Informatik) am Interessantesten zu sein scheint, sind die Studierenden, die ihr Studium wegen mangelnder Studienidentifikation abbrechen.

Unsere Situation

So hat die Informatik mit 37 % eine der höchsten Abbrecherquoten überhaupt. Diese scheint sich vor allem aus den fehlenden Informationen über den Studiengang und den damit verbundenen Anforderungen zu ergeben. Es kommt auch hinzu, dass sich viele Studenten falsche Vorstellungen von Hochschulen im Allgemeinen haben und sie mit den organisatorischen Problemen und den nicht direkt studienrelevanten Belangen überfordert sind.

Gründe für den Abbruch

Die Studienbedingungen sind überraschenderweise kein Abbruchgrund wirken aber stark abbruchfördernd. Im Fachbereich Informatik sind die jährlichen Aufnahmekapazitäten von 198 Plätzen mit 300 Studierenden mit 50% überbelegt. Unter diesen Umständen erschwert sich natürlich die persönliche Betreuung der Studierenden. Man muss außerdem davon ausgehen, dass in den Grundstudiumsveranstaltungen der Informatik auch andere Studierende, wie Technische Informatiker, Wi.-Ing.s usw. sitzen. So sind viele Grundstudiumstutorien mit 30-40 Studierenden belegt, solche Zahlen gibt es bei anderen Studiengängen in den Vorlesungen.

Zusätzlich wird das Informatikstudium durch andere Probleme erschwert. Meist ist es nicht möglich Vorlesungen, selbst die des Grundstudiums, in jedem Semester zu hören. Man muss also mindestens 1 Jahr warten, falls man durch die Prüfung gefallen ist und die Veranstaltung noch einmal hören möchte. Dies gilt sowohl für Block- sowie auch für Einzelprüfungen.

Darum ist es auch nicht verwunderlich das 44% der Informatikabbrecher ihr Studium in den ersten beiden Semestern beenden. Dies bestätigt sich aber auch in den Zahlen über abgelegte Vordiploms- und Diplomsprüfungen.Über 70 % der Studierenden der Informatik an der TU-Berlin, die im Sommersemester 2002 ihr Vordiplom bestanden, waren mindestens im 6. Fachsemester. Normalerweise sollte das Vordiplom bereits nach dem 4. Semester abgelegt werden.

Vorbildung der Studenten

Für viele Studenten beginnt mit dem Studium auch ein neuer Lebensabschnitt. 2/3 der Studienabbrecher der Informatik hatten zu Beginn ihres Studiums falsche Vorstellungen vom gewählten Studiengang. Wenn man die anderen Studiengänge der Fakultät betrachtet, zeigt sich auch hier, dass viele Studenten ohne wichtige mathematische und naturwissenschaftliche Grundkenntnisse an die Universitäten kommen. Aus diesen fehlenden Kenntnissen entsteht bei den Studierenden schnell das Gefühl, ungeeignet zu sein und es entwickelt sich ein starker Leistungsdruck, die Prüfungen in irgendeiner Form doch noch zu bestehen. Aus diesem Grund klagen viele Studienabbrecher der Ingenieurstudiengänge über zu hohe Studienanforderungen.

Viele Informatikstudenten sind überrascht von der Fülle und dem Schwierigkeitsgrad an Mathematik mit denen sie konfrontiert werden und, dass sie sich mit Informatik typischen Denkweisen auseinander setzen müssen. Es scheinen auch wichtige Grundvoraussetzungen, die schon aus der Schule mitgebracht werden müssten, zu fehlen. Die erlernten Mathematik-, Informatikgrundkenntnisse und vor allem auch das logische Denken reichen bei vielen Studenten nicht aus.23% der Studienabbrecher in der Informatik klagen über Leistungsprobleme oder haben Probleme mit zu hohen Prüfungsanforderungen. Des Weiteren fühlen sich viele Studierende zu wenig betreut und beraten.

In der Fakultät IV hat man mit der Einführung eines Mentorenprogramms begonnen. Dieses Konzept verspricht eine studienbegleitende Betreuung. Bisher scheint es aber noch nicht so richtig in gang gekommen zu sein


Statistiken

Über 70 % der Elektrotechnik Studenten und über 90 % der Technischen Informatikstudenten, die im Sommersemester 2002 ihr Vordiplom an der TU-Berlin ablegten, waren bereits mindestens im 6. Fachsemester.

Über 70% der Studenten der Informatik die im Sommersemester 2002 die TU-Berlin mit dem Diplom verließen, waren mindestens im 12. Fachsemester, ca. 33% studierten sogar mehr als 14 Fachsemester an der TU-Berlin. Im Studiengang Technische Informatik waren es ca. 73 % wobei aber über 50 % mehr als 14 Fachsemester studiert hatten. Lediglich 12.84 % der Elektrotechnikstudenten hatten weniger als 12 Fachsemester studiert bis sie ihr Diplom erhielten, über 61 % allerdings mehr als 14 Fachsemester.

Diese Zahlen zeigen klar, dass die Regelstudienzeit von 9 bzw. 10 Fachsemestern für die drei Studiengänge nur selten eingehalten wird. Scheinbar sind viele Studierende gezwungen Prüfungen zu wiederholen, bzw. müssen nebenbei arbeiten und können deshalb nur wesentlich langsamer studieren. 38 % der Studienabbrecher gaben an, dass sie ihr Leistungsvermögen falsch eingeschätzt hatten und ca. 1/3 war sich bei seiner Studienwahl unsicher, ob das gewählte Studium auch das Richtige sei.

Sonstiges

Da die in der Fakultät IV vertretenden Studiengänge zu den gefragten Ingenieurs- und IT-Berufen zählen, ist es nicht unüblich, nebenbei zu arbeiten und dies auch auf hohem Niveau. Deshalb kann es durchaus zu Abwerbungen während des Studiums kommen.

Leider gibt es auch Immatrikulierte, die nur eingeschrieben sind, um günstig mit der BVG zu fahren, weiter Kindergeld zu bekommen, studentische Vergünstigungen zu erhalten oder wegen der Krankenversicherung, diese schienen vor allem in der Elektrotechnik immatrikuliert zu sein, da in den Veranstaltungen wesentlich weniger Studierende zu finden waren als immatrikuliert sein sollten. Die Fakultät versucht, dieses Problem unter anderem mit der Einführung eines NCs zu lösen, ob dies der richtige Weg ist, bleibt fraglich.


Björn Bollensdorff

Für die Freitagsrunde

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