Berufungskommission: Unterschied zwischen den Versionen
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* Für welche Studiengänge unserer Fakultät würden Sie Lehrveranstaltungen anbieten? | * Für welche Studiengänge unserer Fakultät würden Sie Lehrveranstaltungen anbieten? | ||
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* Haben Sie selbst noch Fragen an die Studenten? | * Haben Sie selbst noch Fragen an die Studenten? | ||
Version vom 6. September 2012, 11:07 Uhr
Eine Berufungskommission ist so etwas wie eine Fachgruppe der Personalabteilung. Sie kümmert sich um die Entscheidung, welche Bewerber für eine Berufung zum Professor in Frage kommen und schlägt dann eine Reihung von bis zu Dreien dem Fakultätsrat vor.
Inhaltsverzeichnis
Was macht man da?
Als Mitglied in diesem Gremium beschäftigt man sich in der Regel mit vier fest aufeinander folgenden Abläufen:
- Auswählen von aussichtsreichen Bewerbern aus den Bewerbungsschreiben und Einladen zu Vorstellungsvorträgen
- Teilnahme an den Vorstellungsvorträgen zur engeren Auswahl von Kandidaten
- Einholen von Gutachten über die verbliebenen Bewerber
- Erstellen einer Reihung als Vorschlag für den Fakultätsrat
Insbesondere die Vorstellungsvorträge können viel Zeit in Anspruch nehmen. Meist werden ca. 6-8 Bewerber eingeladen und 2-3 Tage für die Vorträge eingeplant. Für die Auswahl der Kandidaten sollte man sich ebenfalls Zeit nehmen, am Besten macht man das zu zweit, um sich gegenseitig auf interessante Kandidaten hinzuweisen.
Vorauswahl
In der Regel können in der ersten Sitzung einer Kommission Kriterien für die Auswahl der Bewerber festgelegt werden. Bei der Sichtung der Bewerbungen davor können wir uns unsere eigenen Schwerpunkte aussuchen. Solche Kriterien sind beispielsweise:
- Forschung
- ist für die Professoren besonders wichtig, da diese später mit dem Kandidaten zusammen arbeiten müssen
- womit hat sich der Kandidat beschäftigt? Sind neue Ideen und Ansätze dabei?
- Erfahrung in Drittmitteleinwerbung, Mitwirkung auf Konferenzen und Kongressen, internationale Vernetzung
- Lehrerfahrung
- Insbesondere bei Professoren, die Grundstudiumsveranstaltungen lesen sehr wichtig (spricht der Kandidat deutsch?)
- Sollte dann auch in der Bewerbung hervorgehoben sein, insb. im Motivationsschreiben
- Liste der bereits gelesenen LVs sollte angehängt sein
- auf Lehrevaluationen achten und ggf. im Gespräch auf Probleme der Studenten ansprechen. Bei fehlender Lehrevaluation trotz gelesener Vorlesungen sollte man ruhig einmal nachfragen.
- Muss nicht auf Vorlesungen beschränkt sein
- Exzellenz (also Noten und Preise)
- Preise für ein bestimmtes der hier genannten Kriterien können bei der Auswahl helfen
- Qualität der Publikationen (z. B. Hirsch-Index)
- Wer Wert auf Lehre legt, sollte hier auch auf Lehrbücher achten
Sie variieren nach Fachgebiet und Statusgruppe und sollten von uns immer betrachtet werden. In einer Auswahldiskussion kann so die Sichtweise auf die eigenen Kandidaten vor den anderen Statusgruppen verteidigt werden, sollte Wert auf verschiedene Kriterien gelegt werden. Bei vielen Bewerbern ist es vielleicht ratsam die Auswahlkriterien nach Lehre und Forschung aufzuteilen und sie gleichmäßig zu gewichten.
Vorstellungsvorträge
Die Arten eines Vorstellungsgesprächs oder -tags können variieren, in der Regel gibt es aber für Studierende die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Je nach Fachgebiet bieten sich folgende Punkte an:
- Welches Format/Lehrkonzept würden Sie bei einer neu zu konzipierenden Pflichtveranstaltung im Bachelor-Studium mit ca. 120 Teilnehmern wählen? (Randbedingung: aktueller Ausstattungsschlüssel der Fakultät)
- Was würden Sie tun, wenn Studenten zu Ihnen kommen und sich beschweren, dass die Übungsblätter zu schwer / leicht / veraltet / ... sind?
- Wie sieht ihr didaktisches Lehrkonzept aus? Warum?
- Welche Zusatzqualifikationen gedenken sie im Bereich der Lehre in den nächsten Jahren zu erwerben? (Ergreift der Kandidat selbstständig Maßnahmen, um seine Lehrkompetenz zu verbessern?)
- Wie ist Ihre Einstellung zu Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der Lehre für Professoren?
- Was halten sie von Anwesenheitspflicht in Vorlesungen oder Tutorien?
- Was denken Sie, wieviele Studenten an unserer Fakultät studieren?
- Wie stehen sie zu Teilnehmergrößen jenseits der 300? Was würden sie tun um diesen Umstand abzufangen?
- Welche (elektronischen) Medien würden Sie in Ihren Veranstaltungen einsetzen und wie offen sind Sie gegenüber neuen Lehrformen (Screencasts, ELearning...)?
- Hätten Sie Interesse in Gremien wie z. B. Ausbildungskommission und Fakultätsrat mitzuarbeiten?
- Wie stehen Sie zu dem klassischen Model der Vorlesung und wieso?
- Welche anderen Lehrformen würden Sie ausprobieren wollen? Seien Sie ruhig visionär.
- Welchen Zeitraum nach Semesterstart halten Sie für eine verbindliche Anmeldung als angemessen und wieso?
- Für welche Studiengänge unserer Fakultät würden Sie Lehrveranstaltungen anbieten?
- Was halten Sie von Mentoring? Wieviele Studenten würden Sie betreuen und wie würde Ihr Mentoringprogramm aussehen?
- Haben Sie selbst noch Fragen an die Studenten?
Hat man das Gefühl, der Kandidat redet einem bei diesen Fragen nur nach dem Mund, kann man das hinterher in der BK ruhig einmal ansprechen. Deshalb gilt es schwierigere Fragen zu finden, in denen es nicht wie in der Fahrprüfung nur eine richtige Antwort geben kann und der Kanditat zum Nachdenken gezwungen wird. Auch lohnt es sich, die Antworten zu notieren und für später aufzuheben. Ein Eingestellter Professor vergisst sonst gerne was er in der Bewerbung versprochen hat.
Und schlussendlich sollte man die Profs in der BK daran erinnern, dass bei den Gutachten auch die Lehrkompetenz miteinbezogen wird, um später begründet für oder gegen einen der Potentanten sprechen zu können.
Wichtig ist, dass man sich bei allen drei Punkten von den anderen Mitgliedern nicht abkanzeln lässt. Jede der Gruppierungen hat unterschiedliche Interessen und das Ergebnis der Kommission sollte, nach Möglichkeit, immer ein Kompromiss dieser Interessen sein. Besonders die Professoren sind leider dafür bekannt, mehr auf die Exzellenz der Forschung und möglichen Synergien mit ihrem eigenen Fachgebiet zu achten, als auf die Lehre.
Eine weitere wichtige Sache ist die Möglichkeit bereits im Voraus Zusagen oder zumindest Tendenzen für Fortbildungen der Dozierenden zu erhalten. Nur ein/e Professor/in, der/die bereit ist dazu zu lernen, auch im Bereich der Lehre, unterstützt unser primäres Anliegen.
Warum ist das Wichtig?
Die Berufung eines Professors erfolgt auf Lebenszeit. Das bedeutet, wenn eine Bewerberin oder ein Bewerber erst einmal eingestellt ist, wird man ihn nicht ohne Weiteres wieder los. Deswegen ist es besonders wichtig nur Professoren und Professorinnen einzustellen, von denen wir erwarten können, dass sie auch in Zukunft exzellente Lehre leisten.
Als Letztes sei noch darauf hingewiesen, dass diese Art der Mitbestimmung weder normal, noch die Regel ist. Das Studenten und Studentinnen in Personalfragen bei der Auswahl von Professoren mitwirken dürfen, ist in Deutschland selten und ein hart erkämpftes Recht an dieser Universität. Wenn wir als Studenten dieses Recht nicht wahrnehmen, wird es über Kurz oder Lang verloren gehen. Um also eine faktische Alleinentscheidung jener Statusgruppe zu verhindern, die natürlicherweise zunächst ihre eigenen Interessen im Auge hat, müssen wir uns beteiligen.